Wohnen.Leben.Zukunft – Labor ³

Stadt und Land befinden sich im Wandel, auch hier in Thüringen. Wer sich wandelt, muss sich anpassen – dies oft unter großer kreativer und innovativer Leistung. Um den Herausforderungen des Klimawandels und den Folgen des Bevölkerungsverlustes zu begegnen, beteiligt sich die Stadt Bad Salzungen deshalb an der Internationalen Bauausstellung Thüringen mit einem Projektantrag. Auch wenn der Antrag leider nicht im Rahmen der ersten Vergaberunde von der IBA-Jury berücksichtigt werden konnte, so stellen Umfang und Inhalt des Antrages einen wichtigen kreativen Input für die weitere Entwicklung der Stadt Bad Salzungen dar. Besonders die Verbindung einzelner Projekte oder Konzepte wird in Zukunft dank des Antragsprozesses gestärkt und in einem gesamtheitlichen Kontext aufgefasst.

 

Die drei Labore

Lab1Das Bad Salzunger Bahnhofsgebäude ist eines von vier Pilotvorhaben des Landes Thüringen zur Re-aktivierung brachgefallener Bahnhöfe. Um Verfall und Vergessen zu unterbinden, wurde ein städtebaulicher Ideenwettbewerb zur Neu- und Umgestaltung des Bahnhofsumfelds durchgeführt. Auch wurde das Gebäude und dessen Umfeld in einer wissenschaftlichen Umsetzungsbegleitung durch die FH Nordhausen untersucht. Die Forschung setzte ein Ausrufezeichen für lokale, regenerative Energieerzeugung und für den Bahnhof als autoarmes, umweltfreundliches Mobilitätszentrum. Diese Untersuchungen und Anstrengungen verweisen auf eine Neudefinition des Symbols Bahnhof: von einer reinen Transferstelle wandelt sich die öffentliche Bedeutung zu einem integrativen, offenen und vielseitigen Platz, der sich durch seine Aufenthaltsqualität und außergewöhnliche Nutzungsteilung in den Gesamtkontext der Stadt integrieren soll.

 Im Zentrum dieser Laboreinheit, und gleichzeitig als verbindende Einheit für alle drei Labor-Quartiere, steht die Elektromobilität, die sich z.B. durch E-Bikes, einem „Radhaus“ und Elektroautos mit entsprechenden Ladestationen manifestieren soll. Der gelieferte Strom kann lokal durch die Einbindung von privaten Investments gewonnen werden. Als Paradebeispiel von Investoreneinbindung in energetische Stadtentwicklung kann die Errichtung von Solardächern oder –wänden auf Gewerbegebäuden ein Signal auch an andere Städte senden.

 

lab2Der brachliegende Bahnhof berührt einen Punkt, der im zweiten Labor „Innenstadt“ intensiv untersucht werden soll: Leerstand. Leerstand ist Folge des demographischen Wandels und Hürde für die Anpassung an den Klimawandel zugleich. Jedoch tragen leerstehende Gebäude durch ihre symbolische Aufladung vergangener Zeiten besonders im Stadtkern zur einer Stadt- und Quartiersidentität bei. Hier gilt es unbedingt, diese Erinnerungskultur zu bewahren und künftigen Generationen und Bewohnern der Stadt zu vermitteln. Ein innovativer Umgang mit innerstädtischen Leerständen ist deshalb unabdingbar.

Durch eine komplexe, ganzheitliche Analyse, gezielte Beteiligungsverfahren mit Betroffenen, Besitzern oder zukünftigen Nutzern als auch einer investiven Umsetzung sollen Lösungen entwickelt werden, die nicht nur generellen Stadtentwicklungsprozessen dienen, sondern auch der Öffentlichkeit zugutekommen können.

 Ziel und Anspruch innerhalb der IBA sind hier besonders experimentelle Nutzungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel Zwischennutzung oder die Adaption von Nutzungskonzepten, welche sich in größeren Städten etabliert haben (Wächterhäuser, Selbstnutzer etc.). Großstädtische Konzepte passieren bisher vorwiegend in großstädtischen Kontexten. In Bad Salzungen sollen diese Lösungsansätze jedoch auch in einem kleinstädtischen Ansatz übersetzt werden. Können Zwischen- und Nachnutzungskonzepte der Großstadt auch in Klein- und Mittelstädten funktionieren? Gibt es Nutzungen, die besonders geeignet sind? Oder müssen diese eventuell an typisch kleinstädtische Kontexte angepasst werden? Wie können kleinräumige Projekte in quartiersbezogene Konzepte oder gar gesamtstädtische Entwicklungsprozesse eingebunden werden?

lab3

Während es in den zwei vorherigen Laboren um den Erhalt vorhandener Bausubstanz geht, soll im dritten und letzten Labor der Umbau und die komplette Neugestaltung untersucht werden – und zwar auf grundlegende Weise!

Im Fokus des dritten städtebaulichen Untersuchungslabors steht das Stadtquartier Allendorf. Allendorf soll im Zeitrahmen der IBA zu einer modernen Gartenstadt transformiert werden. Kriterium für den späteren Neubau ist eine energetisch optimierte passiv- oder EnergiePlus-Bauweise. Die neue „postmoderne“ Gartenstadt soll nicht nur optisch sondern auch energetisch und städtebaulich grün sein.

 Hierzu ist in den letzten Jahren besonders in England eine lebhafte Debatte zur Wiederbelebung von Howards „Garden City“ entfacht. Aus dem englischen Diskurs sollen Erkenntnisse und Einblicke auf den Bad Salzungener Kontext übertragen werden.

Im Zentrum der Neuordnung steht eine nachhaltige, soziale und infrastrukturelle Vielseitigkeit. Dies beinhaltet auch den Erhalt und Schutz der bestehenden sozialen Durchmischung der Bewohnerschaft. Realisiert werden soll dies nebst umfassenden Beteiligungsverfahren auch durch eine planerisch-infrastrukturelle Mischung aus Wohnen, Bildung, sozialen und Versorgungseinrichtungen.

 Im Rahmen der IBA sollen lokal sinnvolle Ideen für die Zwischennutzung der entstehenden Brachflächen mit soziokulturellem oder klimarelevantem Mehrwerte entwickelt werden und eine Brücke für soziale Nachhaltigkeit und zu den anderen urbanen Laboren schlagen. Getestet werden soll eine disziplinübergreifende, experimentelle Nutzung von „PowerPlants“, also eine Grün- oder Gartenbepflanzung, die zur nachhaltigen Energiegewinnung beiträgt.

autoAls weiteres verbindendes Element verknüpft eine „Mobilitätsklammer“ alle drei Quartiere durch ein Netz aus Elektromobilität. Im Vordergrund stehen die Förderung von Tankladestellen für Autos und E-Bikes oder die Etablierung eines E-Bike und Lastenradpools.

Die IBA ist ein Zukunftslabor – Bad Salzungen macht mit!

 

Das Poster:

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Projektbeteiligte:

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Die IBA-Ampel:

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