Umbau und Sanierung Bahnhofsgebäude
mit Wasserturm und Pavillon Bad Salzungen
Baubeschreibung, 12.06.2015

Bei der angestrebten funktionellen und städtebaulichen Neuordnung des Bahnhofareals bildet das hochbauliche Ensemble aus Bahnhofsgebäude, Wasserturm und Pavillon den zentralen Baustein. Jedes Gebäude besitzt eine eigene Stellung und Funktion, weshalb sie planerisch eigenständig zu behandeln sind.

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Bahnhofsgebäude
Das ehemalige Empfangsgebäude als Kernstück des gesamten Areals besitzt eine hohe Bedeutung. Ausdruck dafür sind neben seiner ursprünglichen Funktion sowohl die städtebauliche Stellung als Einzelgebäudegebäude als auch der ausdrucksstarke Baukörper und seine Architektur. Die ausgeprägte symmetrische Baukörper- und Fassadengliederung trägt zudem in hohem Maße dazu bei, die Blicke auf das Gebäude zu lenken.
Der Eigentümer, die GEWOG GmbH, beabsichtigt das Gebäude zukünftig als Wohn- und Geschäftshaus zu nutzen. Im Wesentlichen sind dabei in den Obergeschossen die Wohnungen und im Erdgeschoss die Geschäftsräume der GEWOG sowie eine weitere Gewerbeeinheit untergebracht (s. Anlage Nutzungsaufteilung Bahnhofsgebäude).

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Aufgrund des baulich desolaten Zustandes müssen Obergeschoss und Dachgeschoss zurückgebaut werden. Zudem sind die kleinzelligen Raumstrukturen für heutige Wohnzwecke wenig geeignet. Im Zuge des geplanten Neuaufbaus erfolgt eine Aufstockung um ein weiteres Obergeschoss. Weil das Erdgeschoss aufgrund der Gebäudetiefe und der unmittelbar angrenzenden Platzfläche für eine Wohnnutzung nicht in Frage kommt, wird dort die Unterbringung von Gewerbe präferiert. Die Aufstockung wird erforderlich um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Gewerbe- und Wohnnutzung herzustellen und die Wirtschaftlichkeit in der Betreibung der Wohnungen zu gewährleisten. Durch die Schaffung von insgesamt 14 Wohnungen entsteht ein in Lage und Angebot hochattraktiver Wohnstandort mit dem der neue Bahnhofsplatz eine wichtige Belebung, bis in die späten Abendstunden, erhält. Gleichzeitig kann so die Auflage des Fördermittelgebers erfüllt werden, wonach der Wohnanteil mehr als die Hälfte am Gebäude betragen muss.

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Städtebaulich verhilft die Aufstockung dem Gebäude dazu seine Präsenz als Solitärgebäude und Kernstück des gesamten Areals zu wahren und sich damit gegen die Baumasse des neuen Kauflandgebäudes zu behaupten.
Neben der Aufstockung erfährt das Gebäude durch die mit der Neunutzung verbundenen funktionalen und bautechnischen Anforderungen auch eine Veränderung im Inneren sowie im Erscheinungsbild. Anzuführen sind hier
– die Verlegung der Treppenhäuser und Nebeneingänge an die Bahnseite,
– die Einfügung eines Laubengangs an der Nordseite für eine effektive und barrierefreie Erschließung der Obergeschosse
– die Schaffung von neuen Grundrissstrukturen mit fast allseitig belichteten Wohnungen
– die Ergänzung von Balkonen mit Integration in Baukörper und Dachlandschaft,
– die Vergrößerung von Fensteröffnungen für gute natürliche Belichtung,

– und die mit den heutigen Anforderungen an Wärme-, Schall- und Brandschutz verbundenen Auswirkungen auf die Fassade.
Da es sich bei dem Umbau um einen deutlichen Eingriff in den Baukörper handelt, ist es wichtig, dass gleichwohl seine herausragenden Merkmale erhalten werden. Diese sind:
– die giebelständig und in Symmetrie angeordneten, risalitartig vorgeschobenen Doppelhäuser, die über dem Erdgeschoss aufgehen und in Gebäudelängsrichtung mit einem eingeschobenen Verbinderflügel verknüpft sind,
– die daraus entstehende ausdrucksvolle Dachlandschaft mit weiten Dachüberständen und filigranen Ansichtskanten,
– die Aufteilung in einen massiven Sockel (Keller- und Erdgeschoss) und einen eher leichten Aufbau (Obergeschosse),
– die deutlich vertikale Gliederung mit Sockel-, Erdgeschoss-, und Obergeschosszone sowie Dachabschluss,
– die hochwertige Materialwahl für Sockel und Erdgeschoss (Naturstein) verbunden mit einer ausgeprägten Fassadengliederung,
– die Betonung der Axialsymmetrie durch einen portalartig herausgeschobenen zentralen Haupteingang und
– das Fachwerk als markantes Gestaltungsmerkmal.
Die Veränderungen im Erscheinungsbild erfolgen also auf solche Weise, dass die besonderen architektonischen Eigenschaften des Ursprungsgebäudes gewahrt bleiben und damit sein Wiedererkennungswert als bedeutendes Bauwerk der Kurstadt.

Wasserturm
Als funktionales Einzelgebäude mit markanter Gestalt kommt dem ehemaligen Wasserturm ebenfalls eine wichtige Rolle als Erkennungsmerkmal zu.3turm
Er soll zukünftig als Archiv und Lager für die Verwaltung der GEWOG dienen. Dies wird erforderlich, weil für diese Nutzung das Kellergeschoss im Bahnhofsgebäude aufgrund der Feuchte- und Grundwasserbelastung nicht zur Verfügung steht. Aufgrund der hohen Lastreserven im Mauerwerk von ca. 100 Tonnen durch den nicht mehr benötigten Wasserkessel, bietet sich eine Eignung des Gebäudes für eine Lagernutzung an.

Nicht nur wegen der hohen Tragfähigkeit sondern auch aufgrund der prägnanten Klinkerfassade bleibt der gemauerte Turmschaft in seinem markanten Erscheinungsbild erhalten und nimmt zukünftig die neue Nutzung auf. Als signifikantes und weithin sichtbares Zeichen der Veränderung des gesamten Standortes erhält der Turm einen neuen Aufsatz in Form einer Salzkristallskulptur die zukünftig auf das besondere Merkmal der Stadt aufmerksam macht. Der bereits im Freianlagenentwurf herbeigeführte Entwurfsgedanke der ausgestreuten Salze findet hierin einen markanten Abschluss.

Pavillon
Dem Pavillon kommt zukünftig eine deutlich stärkere und für den ÖPNV zentrale funktionale Bedeutung zu. Der Raum für den Fahrscheinverkauf wird erweitert. Hierfür ist die Einrichtung einer Mobilitätszentrale im Gespräch, die zukünftig vielfältige mobile Dienstleistungen vermittelt. Gleichzeitig kann durch den vergrößerten Raum eine Wartemöglichkeit geschaffen werden. Für den Kundenverkehr steht dann ein Verkaufs- und Warteraum zur Verfügung der durch eine großzügige Verglasung einen transparenten und einladenden Eindruck macht.

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Die öffentlichen WC-Anlagen werden renoviert. Durch den Tausch von Behinderten- und Herren-WC können auch für Rollstuhlfahrer die den heutigen Standards entsprechenden Bewegungsflächen geschaffen werden.

 

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